Mittwoch, 23. Mai 2012

Harar - ein wunderbarer Trip!


Hallo Ihr Lieben,

ich schreibe jetzt in einem Stil zwischen persönlichem Stil und meinen Blogeinträgen, daher wird es wohl ein wenig länger. Ich habe nur so viel zu berichten und möchte das auch für mich festhalten, dass ich alles in einem versuche, zu erledigen.

Sehr spontan, wie immer in Äthiopien, bin ich am Freitag mit der deutschen Gemeinde aus Addis nach Harar gefahren. Als Einschub: Harar liegt im Osten Äthiopiens und ist die einzige Stadt, die von einer Stadtmauer umgeben ist. Sie wird als muslimische Hochburg (90%) in Äthiopien gehandelt und war früher auch von den verschiedenen Religionen stark umkämpft. Die Altstadt ist ungefährt 48 m² groß, 40 000 Einwohner (insgesamt aber 230 000) und hat 83 Moscheen. Zwischen Addis Ababa und Harar liegen etwas mehr als 500 km, normalerweise fliegt man dorthin.

Die Geschichte, wie ich dort hingekommen bin, ist ein wenig länger: letzten Sonntag bin ich mit Martin Grunder, dem Vater von meinem Chef Amanuel, in die Gemeinde gegangen. Sie ist sehr etabliert und stark in Addis und ist letztendlich für alle deutschsprachigen evangelisch-lutherischen Gläubigen gedacht. Ich habe den Gottesdienst sehr, sehr genossen, auch wenn ich mich dadurch sehr wie zu Hause gefühlt habe und da vielleicht auch gerne gewesen wäre. Anschließend gab es noch ein nettes Beisammensein bei Kaffee und Kuchen. Dort habe ich dann unter anderem Noelle kennengelernt, sie absolviert gerade die letzten Wochen ihres FSJ in Addis. Zu ihr bin ich dann am Donnerstagabend gefahren, um einfach einen netten Abend zu verbringen. In diesem Zusammenhang kamen wir dann auf die Hararfahrt zu sprechen, auf die sie, ihre Mitbewohnerin Patricia und eine Freundin Vivien auch mitfahren wollten. Ich hatte schon letzten Sonntag von der Fahrt gehört, war aber überzeugt, dass ich diese tolle Möglichkeit nun doch nicht ausnutzen könnte, weil ich für den 19. Mai ja den Bewerbungsgespräch-Workshop geplant hatte. Nachdem ich dann die Mädchen aber ein wenig kennengelernt hatte, hatte ich so Lust, mitzufahren, dass ich einfach meinen Partner am College, Solomon, gefragt habe, ob er nicht die Mädchen begleiten könnte. Er hat nun alle Gespräche gefilmt – und ich konnte nach Harar fahren! Netterweise war auch der Pastor, Martin Gossens, damit einverstanden, nichts stand meiner Mitfahrt also im Wege.

Patricia, Noelle, Vivien, Luisa, ich und Michael - die Jugend :)


Am Freitag ging es dann um 16:00 von der deutschen Gemeinde aus los, wir waren elf Leute: das Ehepaar Gossens, zwei erwachsene Gemeindemitglieder, die seit 8 bzw. einem Jahr mit ihrer Familie hier sind; Michael (26, aus Freiburg, der hier an einem Wasserinstitut für 3 Monate arbeitet); Luisa (20, arbeitet für 2 Monate in der deutschen Schule der Gemeinde); Noelle und Patricia (21, arbeiten seit 10 Monaten für eine Ausbildungsstätte in Addis); Vivien (23, arbeitet seit 10 Monaten in einer Schule für geistig behinderte Kinder) und Endale (Pastoer einer Mekane-Yesus-Kirche in Addis). Ziel unserer Reise war der Besuch der Partnergemeinde in Kombocha, einer Mekane-Yesus-Kirche. Das ist eine evangelische Institution, mit der die deutsche Gemeinde stark kooperiert. Vor vier Jahren fing die Partnerschaft an und beruht sowohl aus geringfügiger finanzieller Unterstützung durch Spendengelder, aber hauptsächlich durch die „moralische“ Unterstützung für eine Gemeinde, die es in der muslimischen Hochburg natürlich sehr schwer hat.

Nach einer langen Fahrt mit einer Übernachtung sind wir am Samstagnachmittag gegen 16:00 in Harar angekommen. Die Fahrt war also sehr lang, aber auch nett: neben Black Stories, Tabu und netten Gesprächen war besonders die beeindruckende Landschaft eine tolle Beschäftigung. Wir sind durch die Steppe, die Savanne und in den Bergen gefahren. Das wechselnde Farbenspiel war ein Traum. Auch war es sehr spannend, zu sehen, wie sich die „Architektur“ verändert hatte: von runden „Bienenkörben“ mit spitzem Dach, aus Bambus, zu rot-lehmigen eckigen Häusern, genauso wie die mit Lehm und Plastik überzogenen Holzkörbe der Nomaden. Die Kleidung der Frauen wurde immer farbenfroher – in Addis tragen die orthodoxen Frauen ja auch häufig weiße Gebetschals über ihrer Kleidung, die ansonsten auch westlicher ist. Kamele haben wir auch gesehen, anstelle von anderen LKWs wurden wir immer mehr von starken Ochsen, Ziegen oder Eseln zum Halten auf der Straße gezwungen! Ein sehr positiver Effekt dieser Reise war für mich, dass ich gemerkt habe, dass das äthiopische Essen doch auch gut schmecken kann. Am College ist es einfach nicht lecker, aber ansonsten können Injera, Shiro, Misir und Tibs einfach doch auch gut schmecken!

Da braucht man keinen Nationalpark - so etwas haben wir aus dem Auto gesehen!

Im Hochland Äthiopiens

Ein Haus in der Savanne

In den Bergen 
In Harar angekommen, hat uns ein Führer ein wenig durch die Stadt geführt. Die Gassen sind sehr eng, die Altstadt ist durch kleine weiße Steinhäuser geprägt. Ich musste ein wenig an Griechenland denken. Nicht sehr schön ist allerdings, dass man noch extremer von Kindern und Erwachsenen angebettelt wird. Überall liegen Bettler und Menschen herum, viele stehen unter der Chat-Droge, die man hier ohne Ende kaut (die Gegen ist das Hauptanbaugebiet). Das war doch extremer als in Addis.

Markt vor den Toren der Altstadt


Die Schneiderstraße

Eines der sieben Stadttore

Belebte Gassen in der Altstadt
Der berühmte Harar-Kaffee, wohl der beste Äthiopiens!
Am Sonntag sind wir in die Partnergemeinde nach Kombolcha gefahren (hinten im Kofferraum auf einer wahnsinnig holprigen Straße…). Dort sind wir zu dem Gottesdienst hinzugekommen, der schon angefangen hatte. Besonders beeindruckend war, als die Pastoren (der heimische und zwei von uns) den Menschen, die wollten, dass für sie gebetet wird, die Hand auf den Kopf gelegt hat, um sie zu segnen. Das scheint so wichtig für sie zu sein, sie fangen an zu weinen und geben sich ganz dem Glauben hin. Eine Dame ließ sich anscheinend auch vom muslimischen Glauben zum christlichen bekehren und wechselte mal eben so die Konfession. Ob das wohl stimmte… Während die Erwachsenen im Anschluss an den Gottesdienst mit den Partnern sich ausgetauscht haben, haben wir mit den Kindern des Dorfes versucht, Kontakt aufzunehmen. Sie wurden auch immer zutraulicher! Gegessen haben wir bei einer Kirchenvorsteherin. Ihr Mann hat sie vor drei Monaten verlassen, weil sie nicht Muslimin werden wollte. Jetzt ist sie also verstoßen (ihr Mann hat eine wichtige Position in der Verwaltung von Harar inne) und muss alles neu anfangen. Daher hat sie auch alles selbst kochen müssen und sich wahnsinnig viel Mühe gegeben. Anscheinend hat sie am Ende aber wenigstens Geld für das Essen akzeptiert.

Kinder der Gemeinde - Enfants de la commune




La chorale, der Chor

Kombolcha, la ville de la commune partenaire

Musikalische Begleitung des Gottesdienstes - la musique pour la messe

L'église partenaire à Kombolcha, die Kirche in Kombolcha

Prières pour les membres de l'église - Gebete für die Gemeindemitglieder
Nachmittags hatten wir noch die Zeit, die Stadt weiter zu besichtigen (u.a. das Haus von dem französischen Dichter Arthur Rimbaut, der eine gewisse Zeit in Harar gelebt hat). Auch dem touristischen Hyänenfüttern haben wir beigewohnt – gehört wohl dazu, war aber schon sehr für die Touristen ausgerichtet. Die Hyänen wurden nämlich früher immer bewusst nachts in die Stadt gelassen, als eine Art Müllabfuhr!


Hyänen füttern - oui, ils sont vraiment comme ceux du Roi Lion :)

Die Landschaft ist atemberaubend!




La maison d'Arthur Rimbaut
Am Montag ging es dann sehr früh zurück – wir waren insgesamt 11 ½ Stunden unterwegs! Kamele, Antilopen und Ochsen haben aber wieder für Abwechslung gesorgt, sodass auch diese Fahrt sehr nett war. Die Gruppe war einfach klasse, ich habe das Wochenende total genossen und habe jetzt Lust, so viel Zeit wie möglich mit diesen Leuten zu verbringen. Es ist auch spannend, dass Noelle und Patricia schon so lange hier sind: sie kochen täglich äthiopisch und haben einen engen Bezug zu dem Land und den Äthiopiern, sodass man sich nicht nur „deutsch“ fühlt. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar für die Kontakte und die Möglichkeit, die ich so spontan bekommen habe!




Le week-end dernier, j‘étais, sans l’avoir prévu à l’avance, à Harar. Harar est la ville principale des musulmans en Ethiopie, 90% de la population de la ville suivent cette religion. J’y suis allée avec un groupe de 11 personnes de l’église protestante allemande de Addis, c’était super sympa car le groupe était vraiment formidable. On y est allé en voiture ce qui était très long, mais du coup on a pleinement pu profiter du paysage magnifique. La ville est intéressante également, mais en plus, nous avons visité dimanche une messe de notre commune partenaire. L’accueil était très sympathique, la messe très intéressante. C’est par ces partenariats comme ça que l’on découvre le plus profondément le pays ! J’ai donc passé un week-end parfait et je suis enchanté de pouvoir faire encore plein de choses avec les gens que j’ai connu par l’église ! 

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